07.02.2024
Vielseitig und schon lange bekannt. Der Rohstoff Hanf wurde bereits 10.000 v.Chr. in China verwendet. Dann leider lange vergessen und später wiederentdeckt. Mittels Fasern aus Hanf können Textilien, Papier, Verpackungen, Tierprodukte und Baustoffe erstellt werden als Nutzrohstoffe. Hanf ist eine Nutzpflanze mit unglaublich vielfältigen Möglichkeiten. Die Bibel von Gutenberg wurde 1455 auf Hanf(-papier) gedruckt.
Hanf ist ressourcenschonend und wächst überall. Als eines der wenigen Produkte der Natur ist die Hanfpflanze komplett verwertbar und benötigt durch die hohe Resistenz keine chemischen oder synthetischen Spritzmittel. Dadurch sind Hanfpflanzen auch als Vorfrucht für den Anbau extrem gut geeignet, selbst stellt Hanf kaum Ansprüche an die Vorfrucht im Anbau. Der erneuerbare Rohstoff der Zukunft ist also Vielseitig, Regional und Robust, fördert durch seine Anbaueigenschaften Genossenschaften im Anbau, aber auch die Zusammenarbeit von regionalen Unternehmen zur Weiterverarbeitung.
Die Industrialisierung hat Hanf allmählich verdrängt. Maschinen zur Baumwollverarbeitung und Fortschritte in der Pharmazie verdrängten Cannabis bis hin zum Verbot des Hanfanbaus. Erst kurz vor der Jahrtausendwende kam die neuerliche Genehmigung im Anbau, allerdings von THC-armen Sorten, wie sie im Mittelalter noch üblich waren, welche für die Weiterverarbeitung zu Drogen ungeeignet ist. Problematisch für die Landwirte ist ausreichende Mengen von zugelassenem Saatgut zu bekommen. Der, besonders im Textilhanf verwendete Hanf aus China, hat beispielsweise höhere THC-Werte und überschreitet dadurch den europäischen Grenzwert.
„Biologischen Rohstoffe bauen auf Cellulose auf. Hanf ist robuster als Baumwolle, somit als Baustoff ebenfalls geeignet. Über hundert Cannabinoide befinden sich im Hanf und sind wissenschaftlich weit mehr als nur in Nischen nutzbar. In der Krankheitsbehandlung und in der Psychologie sind Hanfprodukte ohne Tetrahydrocannabinole wichtige Möglichkeiten. Die Erkenntnisse aus frühen Forschungen zeigen ihre Erfolge, was durch die Illegalisierung gebremst wurde, jetzt aber wieder wichtige Erkenntnisse in zukünftigen Forschungen liefert. Und das in allen Lebensbereichen.“
MG, Labortechnikerin (Pharmazie, Biochemie)
für Octopharma und Takeda Pharmaceutical
Die ökologische Vorteile von Hanf als Rohstoff sind:
- Die Pflanze wächst auf fast jedem Boden und Klimazone. Dadurch entfallen längere Transportwege und eine regionale Verarbeitung ist möglich.
- Hanf kann bis zu vier Meter hoch werden, das Blattwerk wird recht dicht, weswegen keine Herbizide gespritzt werden müssen. Somit ist die Hanfpflanze eine umweltschonende Variante zur Bekämpfung von Beikraut.
- Dadurch dass keine Spritzmittel notwendig sind, leiden keine Insekten oder Bodentiere unter dem Anbau von Hanfpflanzen.
- Auf Hanffeldern ist ein feuchtes Klima und der Boden danach für weiteren Anbau gut geeignet.
- Alle Teile der Pflanze sind nutzbar, weswegen die Hanfpflanze als Rohstoff vollständig verwertbar ist.
- Die Widerstandsfähigkeit von Hanf ermöglicht öfters den Recyclingprozess, der Stoffkreislauf ist damit länger als bei anderen Rohstoffen.
Nachteile des Hanfanbaus
- Beikräuter haben auf den Äckern kaum Chance, weswegen zwar nicht gespritzt werden muss, aber die Vielfalt anderer Pflanzen gefährdet. Größere Anbauflächen und mehrjährige Selbstfolge sind also besser zu vermeiden.
- Erntemaschinen müssen speziell umgebaut oder produziert werden.
- Frischer Hanf eignet sich nicht für den Transport, weswegen die Verarbeitungsanlagen relativ regional sein müssen.
Der Allrounder Hanf ist vielseitig. Als Rohstoff, als medizinisches Produkt, als naturschonende Alternative im Anbau nutzbar ist. Die Reichhaltigkeit an Nährstoffen des Hanfsamens schaffen zudem eine Wertschöpfung im kosmetischen Bereich und als Nahrungsmittel. Bau- und Autoindustrie, Holzwerke, Möbelhersteller, Papierproduktion und sogar Waschmittel aus den Tensiden sind weit verbreitete industrielle Nutzer.
Aus den Fasern, die aus den Stängeln der Pflanze gewonnen werden, werden durch die Verarbeitung Hanfseile, Dichtungsmaterial, Papier, Innenverkleidungen für Autos und in der Textilindustrie Rucksäcke, Matratzen, Handtücher und sogar Kleidung erstellt. In der Schifffahrt, auch für große Schiffe, sind seit Jahrhunderten Seile, Segel und Tauwerk aus Hanffasern. Als Dämmstoffe und Betonersatz werden in der Bauindustrie Hanffasern verarbeitet, gepresste und verleimte Pflanzenteile für Bretter und damit verbunden im Möbelbau verwendet.
Die Früchte sind reichhaltig an Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen, sowie ungesättigten und gesättigten Fettsäuren. Deswegen werden kleine Mengen von Bäckern für Brot, von Müllern zur Mehlherstellung oder als Müsli verwendet
Die Samen sind direkt essbar, so werden sie für Brotaufstrich, Brot oder Schokolade verwendet. Aus den Samen wird auch Öl gewonnen für Kosmetika, Lacke, Farben und als Speiseöl. Tenside aus den Samen werden für biologisches Waschmittel und pharmazeutische Produkte verwendet. Hanföl ist bei Allergien und Neurodermitis hochwirksam. Selbst in der Krebstherapie findet Öl aus Hanf Anwendung.
Die Blätter können als Tee verwendet werden. Aus den Blättern und Pflanzenresten, auch Wurzelwerk, werden saugfähige Einstreu für Tiere hergestellt. Außerdem werden Pflanzenreste als Biomasse in Kraftwerken für erneuerbare Energie verwertet.