13.02.2024

Prof. Dr. med. Kirsten Müller-Vahl aus der Medizinischen Hochschule Hannover, Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie, über das Potenzial in der Medizin und der psychiatrischen Therapie von Patienten und warum Cannabisextrakt weltweit in Studien vermehrt behandelt wird, nachdem es über Jahrzehnte nicht beachtet wurde. Das sind die Gründe der Anfänge der Cannabinoid-Studien.

Cannabiszubereitungen üben eine Vielzahl therapeutischer Wirkungen aus, darunter antispastische, analgetische, antiemetische, neuroprotektive, antiinflammatorische sowie Wirkungen bei psychiatrischen Erkrankungen. Zugelassen ist in Deutschland seit 2011 allerdings ausschließlich ein Cannabisextrakt, der THC und CBD im Verhältnis 1:1 enthält, für die Behandlung der mittelschweren bis schweren, therapieresistenten Spastik bei Multipler Sklerose (MS). Im Juni 2012 hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) über die Nutzenbewertung des Cannabisextraktes in dieser Indikation beschlossen und einen „geringen Zusatznutzen“ festgestellt. Es wurde eine befristete Genehmigung bis zum Jahre 2015 erteilt.

In Deutschland und international ist dieser Cannabisextrakt unter dem Freinamen Nabiximols als Sublingualspray arzneimittelrechtlich zugelassen. Dronabinol ist in den USA bereits seit 1985 für die Behandlung von Übelkeit und Erbrechen aufgrund einer Zytostatikatherapie sowie seit 1992 bei Appetitlosigkeit im Rahmen einer Kachexie bei HIV/Aids zugelassen. Nabilon ist in Großbritannien ebenfalls zur Behandlung von Nebenwirkungen einer Chemotherapie bei Krebserkrankungen arzneimittelrechtlich zugelassen.

Neben diesen als gesichert geltenden Indikationen gilt – trotz weltweit fehlender Zulassung – wegen der positiven Ergebnisse zahlreicher kleiner kontrollierter Studien auch die analgetische Wirkung von Cannabinoid Rezeptor-Agonisten – insbesondere bei neuropathischen Schmerzen – als gut belegt.

Prof. Dr. med. Kirsten Müller-Vahl
Therapeutisches Potenzial von Cannabinoiden

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